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  Uwe Pfeifer - Malerei und Grafik
 
09. März 2013 bis 04. Mai 2013  
Bilderhaus Krämerbrücke, Erfurt
Uwe Pfeifer
Ostseelicht
2011
Öl auf Leinwand
160x110 cm
  Ausstellungen  
     
  "Träum ich? Wach ich? Leb ich? Bin ich bei Sinnen?" - Heinrich von Kleists Fragen, seit dem 200. Todesjahr des Dramatikers 2011 wieder verstärkt auf deutschen Bühnen zu hören, rühren an die Fragen nach innerer Freiheit inmitten von Macht- und Gesellschaftsstrukturen und an die Spiegelung von Realitätserfahrung in der Psyche. Uwe Pfeifer, der Maler und Grafiker, ist den verstörenden Parallelen zum heutigen Lebensgefühl in den letzten Jahren bildgewaltig und empfindungsgenau nachgegangen: Tagtraum und Totentanz, Jugend und Alter, Himmel und Horizont sind die Themen seines künstlerischen Schaffens. Darin prüft und erweitert er die Kategorie "Realismus" hinsichtlich ihrer Möglichkeiten und erweist, daß Figürlichkeit als eines der Prinzipien der Kunst entgegen aller gemachten Behauptungen wohl doch nicht veralten kann.
Die Elemente, die sich zu Sinnfiguren in seiner Kunst fügen, sind Liebe, Natur, Andacht, Anschauung, Erkenntnis und Hoffnung. Aus ihnen erwächst die innere Bildvorstellung. Und diese Arbeit der Imagination ist dem Verstehen immer einen Schritt voraus. So geht das Geheimnisvolle und Magische, das Uwe Pfeifers Bilder ausstrahlen, in erster Linie von seinem künstlerischen Vermögen aus, in einer einzigartigen Ästhetik die Beseelung eines geistigen Gehalts zu erreichen.
  Das Erblickte in Bildidee umzusetzen hat im Schaffen Uwe Pfeifers zu Gemälden geführt, in denen sich die persönliche Poetik in einer verfeinerten Farbkultur zeigt, die geistige und psychische Bereiche anspricht, in der der einzelne Pinselstrich zugunsten der Gesamtwirkung völlig zurückgenommen ist. Zusammen mit den Lithografien entwickelte sich in grafisch-malerischer Durchdringung ein thematischer Kanon, durch den die Elemente der bildnerischen Gestaltung mit einem wachen, modernen Daseinsverständnis für Mensch und Natur verschmelzen.
Tagtraum und Totentanz bilden die Pole von Entdeckung und Verlust der Welt. Als Bildfindungen stehen sie für die Realität unserer Zeit, ihrer Ängste und Träume, ihrer Enge und Größe. Der Tagtraum als Pendant zum Alltag lebt von einer latenten Faszination für dämonische Zweideutigkeiten, denen sich auch das Erotische zuordnet. Pfeifer malt diesen lustvoll-schrecklichen Moment in einer Farbigkeit, die die schrille Dissonanz von Wirklichkeit und Wunsch hervorhebt. Den Reigen von Eros und Thanatos führt Pfeifer aus der Tradition mittelalterlicher Totentanzdarstellungen ins Neonlicht einer neuzeitlichen Bühne, in die halluzinatorische Klarheit von Farbe, Form und Sinn. Nicht zufällig assoziiert das Aufrufen



  dieser symbolhaften Bildmetaphern einen eigenen Weltbegriff, der auf der Auseinandersetzung mit der Gegensätzlichkeit und Widersprüchlichkeit des Lebens gründet. Andere zentrale Motive in Pfeifers Schaffen sind Stadtlandschaft und Natur. Die lakonische Einsamkeit von Bauruinen, Erbstücken der Vergangenheit, kontert Pfeifer mit der zarten romantisierenden Frische jungen Gebüschs, das die schäbig gewordenen Hüllen überwuchert. Spuren von Graffiti lassen eine anarchische Dimension mitschwingen.
Der scheinbar unendliche Bildraum des Gemäldes "Ostseelicht" steht in einer Reihe von Naturlandschaften Uwe Pfeifers, die ohne die Präsenz des Menschen auskommen und doch den Menschen meinen. Das Licht wird zum Bild der poetischen Gewalt eines inneren Lichtes, einer Sehnsucht nach dem Horizont, einer faustischen Begierde nach Tiefe, eines Genusses an Unermesslicheit, einer Hingabe an kraftvolle elementare Energien. Die Originalität dieses Bildes liegt nicht im romantischen Motiv. Vielmehr ist sie aufzuspüren im suchenden Sehen, das den Blick über die Begrenzung hinausführt und etwas vom Wesen des Utopischen offenbart. Die meditative Seite dieser Bildgestaltung rührt an den Erfahrungshorizont des Menschen, vor dem sich Wahrheit und Erkenntnis erst im Verlauf enthüllen.

(Susanne Hebecker, Erfurt)
 
 
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